Migräne

Die Diagnosekriterien der primären und sekundären Kopfschmerzerkrankungen sind der in der Internationalen Kopfschmerzklassifikation (ICHD-3; 2018) niedergelegt. Die Diagnose der Kriterien der Migräne umfassen:

  • Wenigstens 5 Attacken
  • Unbehandelte Dauer von 4–72 Stunden (bei Kindern 2–72 Stunden)
  • Wenigstens zwei der nachfolgenden Kriterien:
    • Einseitigkeit
    • Pulsierend
    • Mäßige bis starke Schmerzintensität
    • Verstärkung bei körperlicher Routineaktivität

Begleitend zu den Kopfschmerzen ist mindestens eines der nachfolgenden Begleitsymptome zu fordern:

  • Übelkeit und/oder Erbrechen
  • Licht- und Lärmempfindlichkeit

Ein primärer Kopfschmerz sollte nur dann diagnostiziert werden, wenn ein sekundärer Kopfschmerz unwahrscheinlich bzw. ausgeschlossen ist.

Auch bei typischer Schilderung einer Migränesymptomatik kann Anlass zur Ausschlussdiagnostik (z. B. mittels Bildgebung) bestehen, wenn die Erstmanifestation in einem atypischen Alter (nach dem 50. Lebensjahr) erfolgt, keine der üblicherweise bei Migräne wirksamen Therapien tatsächlich eine Wirkung zeigt oder die Symptomatik rasch progredient ist.

Migräneaura

Ca. 20 % der Migränepatienten beklagen neurologische Reiz- oder Ausfallssymptome, überwiegend zu Attackenbeginn. Diese entstehen aufgrund einer Cortical Spreading Depression (CSD), einer Depolarisationswelle, die über die Hirnoberfläche zieht und mit dem klinischen Bild einer Aura einhergeht. Auren können visuell (häufigste Form) und sensorisch (aufsteigende Sensibilitätsstörungen, z. B. an der Hand beginnend bis zum Gesicht aufsteigend) auftreten, die Sprache (in der Regel Wortfindungsstörungen), die Motorik (aufsteigende Halbseitenlähmung) sowie den Hirnstamm (früher als Basilarismigräne bezeichnet, einhergehend mit Okulomotorikstörung, Nystagmus, Gleichgewichtsstörung, bilateralen, sensorischen oder motorischen Störungen) betreffen oder sehr selten als retinale Migräne auftreten. Die Aurasymptome entwickeln sich in aller Regel über mindestens 5 Minuten und dauern bis zu 60 Minuten an, mindestens ein Aurasymptom sollte einseitig ausgeprägt sein. Treten Auraerscheinungen in mehreren der genannten Systeme auf, z. B. eine visuelle und eine sensorische Aura, addiert sich die Dauer der Aura, ohne dass dies als pathologisch zu werten ist. In aller Regel folgt der Aurasymptomatik dann die Kopfschmerzsymptomatik mit den vegetativen Begleitsymptomen.

Prodromalsymptome der Migräne

Viele Migränepatienten bemerken den Beginn des Anfalls schon Stunden bis zu einem Tag im Voraus, typische Vorsymptome (Prodromalsymptome) sind Heißhunger, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit und intensives Gähnen. In dieser Phase ließen sich in bildgebenden experimentellen Studien bereits Aktivitätsänderungen im Hypothalamus nachweisen.

Episodische und chronische Migräne

Bei der Migräne wird eine episodische Verlaufsform (weniger als 15 Kopfschmerztage) von einer chronischen Verlaufsform (mindestens 15 Kopfschmerztage, von denen 8 die Diagnosekriterien eines Migränetages erfüllen müssen) abgegrenzt.

Kopfschmerz vom Spannungstyp

Der Kopfschmerz vom Spannungstyp ist im Gegensatz dazu durch einen dumpf-drückenden Kopfschmerz, der in der Regel holozephal auftritt, gekennzeichnet. Die Schmerzintensität beim Kopfschmerz vom Spannungstyp ist in aller Regel leicht- bis mittelgradig ausgeprägt, eine Verstärkung bei körperlicher Tätigkeit ist nicht typisch, Lichtempfindlichkeit, Geräuschempfindlichkeit Übelkeit oder Gebrechen treten nicht auf, Licht- oder Geräuschempfindlichkeit (nur eines dieser Symptome) können in Einzelfällen in leichter Ausprägung auftreten.

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