ACR 2024:
Update Axiale Spondyloarthritis
und Psoriasis-Arthritis

Priv.-Doz. Dr. Hildrun Haibel

CME-zertifiziert für den Zeitraum 01.05.2025 bis 30.04.2026

Axiale Spondyloarthritis

Die Assessments-of-SpondyloArthritis-International-Society-(ASAS)-Definition der „Schwierig zu behandelnden axialen Spondyloarthritis“

Poddubnyy D et. Al, ACR 2024, Abstract 0819

Das Nichtansprechen auf Standardbehandlungen ist eine Herausforderung für die Behandlung von Patienten mit axialer Spondyloarthritis (axSpA). Die Assessments of SpondyloArthritis International Society (ASAS) hat nun eine konsensbasierte Definition der „Schwierig zu behandelnden axSpA“ (D2M-axSpA) zur Verwendung in Klinik und Forschung entwickelt.

Nach Literaturrecherche 2022 und 2-Runden-Delphi-Verfahren wurde ein Konsens über eine Definition erzielt, die Behandlungsversagen, suboptimale Krankheitskontrolle und die Anerkennung problematischer Anzeichen/Symptome durch den Arzt oder Patienten bei Patienten mit rheumatologisch diagnostizierter axSpA umfasst (s. Tabelle 1). Die ASAS-D2M-axSpA-Definition ist daher ein weit gefasstes Konzept, das eine Vielzahl von Gründen einschließt, die zu einem unbefriedigenden Behandlungsergebnis führen können. Die „behandlungsresistente“ Erkrankung ist Teil der D2M-Gruppe, die nach Ausschluss anderer Gründe für das Nichtansprechen geschlossen werden kann und eine Vorgeschichte mit spezifischem Behandlungsversagen sowie das Vorhandensein objektiver Anzeichen von Entzündungsaktivität erfordert. Die vorgeschlagene Definition wurde von der ASAS auf der Jahrestagung im Januar 2024 mit 89 % der Stimmen (109/123) befürwortet.

Effektivität von bDMARDs bei früher versus etablierte Erkrankung bei axialer Spondyloarthritis: eine Metaanalyse randomisierter Studien

Benavent D. et al, ACR 2024, Abstract 1468

Auf dem EULAR 2023 wurde die ASAS-Konsensus-Definition der frühen axialen Spondyloarthritis (≤ 2 Jahre) erstmals vorgestellt. Diese Definition war aufgrund der geringen verfügbaren Evidenz expertenbasiert. Jetzt wurde eine Metaanalyse aller Placebo-randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) mit bDMARDs und tsDMARDs bei Patienten mit axSpA vorgestellt, die das Ziel hatte, den Einfluss der Symptomdauer auf den Behandlungserfolg zu untersuchen. Es wurde eine systematische Literaturrecherche anhand der ASAS/EULAR-Therapieempfehlungen zu axSpA-RCTs mit erwachsenen axSpA-Patienten unter b/tsDMARDs durchgeführt. Eine Kategorisierung, basierend auf der Symptomdauer (frühe versus etablierte Erkrankung), wurde vorgenommen und ≥ 20 % jeder Kategorie wurden in die Studie eingeschlossen. Der primäre Endpunkt war das Erreichen von ASAS40, weitere Endpunkte betrafen ASAS- und ASDAS-Ergebnisse zur Zeit des primären Endpunkts. Es wurden das relative Risiko (RR) und RR-Ratios (RRR), definiert nach den verschiedenen Schwellenwerten der Krankheitsdauer, beurteilt. Die Metaanalyse wurde unter Verwendung zufälliger Effekte durchgeführt.

Es wurden 11 RCTs mit 3272 Patienten unter Therapie mit Golimumab (n=7), Certolizumab (n=2), Secukimumab (n=2), Adalimumab (n=1), Etanercept (n=1), Ixekizumab (n=1) eingeschlossen. Das Durchschnittsalter betrug 37,9 (SD 11,6) Jahre, die durchschnittliche Symptomdauer 9,3 (SD 9,2) Jahre und 59 % der Patienten waren männlich. Die gepoolten Ergebnisse zu den Endpunkten sind Tabelle 2 und Abbildung 1 auf acrabstracts.org (Relatives Risikoverhältnis für ASAS40 zum Zeitpunkt des primären Endpunkts für den Effekt der bDMARD-Behandlung im Vergleich zu Placebo bei Patienten mit axSpA mit früher versus etablierte Erkrankung, definiert auf der Grundlage des Schwellenwertes für die Symptomdauer von 2 Jahren) zu entnehmen.

Insgesamt zeigte die Metaanalyse keinen signifikanten Unterschied der Wirkung von bDMARDs im Vergleich zu Placebo bei früher im Vergleich zu etablierter axSpA, definiert nach mehreren Schwellenwerten der Symptomdauer zwischen 2 und 5 Jahren. Die Behandlung der Patienten zu den verschiedenen Zeitpunkten führte zu vergleichbaren klinischen Kurzzeitergebnissen.

Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Alkoholkonsum und radiologischer Progression der Wirbelsäule bei axialer Spondyloarthritis: eine longitudinale Kohortenanalyse über einen Zeitraum von 6 Jahren

Gendron E et. Al., ACR 2024, Abstract 0822

Eine Gruppe aus Kanada hat untersucht, ob Alkoholkonsum (AC) mit einer radiologischen Progression der Wirbelsäule bei axSpA verbunden ist, gemessen mit dem modifizierten Stoke Ankylosing Spondylitis Spinal Score (mSASSS). Als Progression wurde ein Anstieg von ≥ 2 mSASSS-Einheiten innerhalb von 2 Jahren definiert. Außerdem wurde untersucht, inwieweit dieser Zusammenhang durch den Ankylosing Spondylitis Disease Activity Score (ASDAS) vermittelt wird.

Zu diesem Zweck wurden Daten der University-Health-Network(UHN)-Spondyloarthritis-Kohorte, die axSpA-Patienten über 6 Jahre hinweg nachbeobachtete, ausgewertet. Eingeschlossen wurden axSpA-Patienten mit verfügbaren Daten über Alkoholkonsum und vorhandenen Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule alle 2 Jahre. Es wurden GEE-Analysen (Generalized Estimating Equation) durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen AC und Wirbelsäulenprogression zu bestimmen, wobei wiederholte Messungen des Alkoholkonsums im Laufe der Zeit verwendet wurden. Es wurden Sensitivitätsanalysen durchgeführt, um die Auswirkungen des Geschlechts und der Krankheitsuntergruppe zu bewerten. Es wurden weiterhin Mediationsanalysen durchgeführt, um zu prüfen, ob die Wirkung des Alkoholkonsums auf das Fortschreiten der Wirbelsäule bei axSpA-Patienten über die Krankheitsaktivität (gemessen mit ASDAS) erfolgt. Lineare Imputationsmethoden wurden eingesetzt, um fehlende Daten auszugleichen.

GEE-Analysen wurden bei 769 Datensätzen von Röntgenintervallen von 387 Patienten (70 % männlich, 84 % Röntgen-axSpA (r-axSpA), mittleres (±SD) Alter 38,6±13,0 Jahre) durchgeführt. In 47 % der analysierten Röntgenintervalldaten gaben die Patienten an, Alkohol zu konsumieren (> 0 Einheiten/Woche). Das multivariable GEE-Modell ergab eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Progression der Wirbelsäule bei Konsumenten, bereinigt um wichtige Störfaktoren (Tab. 3). In der bereinigten Analyse waren die Dauer der Nachbeobachtung, ASDAS, Syndesmophyten bei Studienbeginn, männliches Geschlecht und Alter ebenfalls mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Wirbelsäulenprogression verbunden. Eine Subgruppenanalyse zeigte einen signifikanten Zusammenhang zwischen Alkohol und Wirbelsäulenprogression nur bei Männern und Patienten mit r-axSpA (OR 2,28, 95%-CI 1,31–3,96 bzw. OR 1,90, 95%-CI 1,15–3,15). Mit Hilfe einer Mediationsanalyse konnte eine signifikante direkte Auswirkung von Alkohol auf das Fortschreiten der Wirbelsäule nachgewiesen werden, was auf ein verstärktes Fortschreiten der Wirbelsäulenschäden bei Konsumenten hindeutet (Tab. 4). Die indirekte Auswirkung von Alkohol über ASDAS war negativ mit dem Fortschreiten der Wirbelsäulenveränderungen verbunden, da die Konsumenten einen niedrigeren ASDAS-Wert und damit eine geringere Wahrscheinlichkeit für ein Fortschreiten der Wirbelsäulenveränderungen aufwiesen. Der Gesamteffekt zeigte nur einen Trend zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit des Fortschreitens.

Diese Ergebnisse unterstreichen die nachteilige Wirkung von Alkohol auf das Fortschreiten der Wirbelsäulenveränderungen bei axSpA, insbesondere bei Männern und r-axSpA-Patienten. Die Mediationsanalyse konnte nicht zeigen, dass Entzündungen und entzündungsbedingte Symptome in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. Künftige Studien, die die Auswirkungen von Alkohol auf die strukturellen Schäden der Wirbelsäule bei axSpA untersuchen, sollten neben der Entzündung auch andere biologische Mechanismen erforschen.

„Wie schnell wird es mir mit diesem neuen Medikament besser gehen?“ – Schnelligkeit des Therapieansprechens bei Patienten mit axialer Spondyloarthritis, die mit Bimekizumab behandelt werden: Analyse von zwei Phase-III-Studien

Deodhar A et al, ACR 2024, Abstract 2363

Eine der häufigsten Fragen, die Patienten ihren medizinischen Betreuern stellen, lautet: „Wie schnell werde ich mich besser fühlen, nachdem ich mit diesem neuen Medikament begonnen habe?“ Im Folgenden wird anhand von Daten aus zwei Phase-III-Studien untersucht, wie schnell das Ansprechen auf die Behandlung nach einer einmaligen Gabe und nach weiteren Gaben von Bimekizumab (BKZ) bei Patienten mit axSpA erfolgt. Hierfür wurden Daten der BE-MOBILE-1- und BE-MOBILE-2-Studie zusammen ausgewertet. Die Studien BE MOBILE 1 (NCT03928704) und 2 (NCT03928743) waren doppelblind und bestanden aus einer 16-wöchigen Placebo-kontrollierten Phase und einer 36-wöchigen Erhaltungsphase. Die Patienten wurden randomisiert und erhielten 16 Wochen lang entweder subkutan BKZ 160 mg alle 4 Wochen (Q4W) oder PBO, wobei alle Patienten ab Woche 16 BKZ 160 mg Q4W erhielten.

Von den 254 Patienten, die in BE MOBILE 1 (BKZ: 128; PBO: 126) und 332 in BE MOBILE 2 (BKZ: 221; PBO: 111) eingeschlossen wurden, erreichten 96,1 % (244/254) bzw. 97,0 % (322/332) Woche 16.

Kaplan-Meier-Analysen zeigten eine frühe Trennung zwischen BKZ und PBO für ASAS40 (Abb. 2), wobei ein größerer Anteil der Patienten nach einer Einzeldosis BKZ bei Studienbeginn ASAS40 erreichte, und zwar ab Woche 1 bei nr-axSpA-Patienten (16,4 % gegenüber 1,6 %) und ab Woche 2 bei r-axSpA-Patienten (16,7 % gegenüber 7,2 %). Die ASAS40-Ansprechraten stiegen bei allen Patienten bis Woche 16 weiter an. Patienten aus dem gesamten Krankheitsspektrum der axSpA, die mit BKZ behandelt wurden, erzielten ein rasches Ansprechen auf die Behandlung, mit einer frühen Ablösung von der PBO bereits 1–2 Wochen nach einer einmaligen BKZ-Dosis zu Beginn der Behandlung. Diese Ergebnisse sind von praktischer Bedeutung für die Beratung von Patienten mit axSpA.

Abbildung 2 auf acrabstracts.org: Kaplan-Meier-Kurven des Erreichens von ASAS40 in den Placebo- oder Bimekizumab-Gruppen der BE-MOBILE-1- und BE-MOBILE-2-Studien

Psoriasisarthritis

Wirksamkeit und Sicherheit von Sonelokimab, einem neuartigen IL-17A- und IL-17F-hemmenden Nanokörper, bei Patienten mit aktiver PsA: 24-Wochen-Ergebnisse einer globalen, randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Phase-II-Studie

McInnes I et al, ACR 2024, Abstract 2582

Während auf dem EULAR 2024 Daten derselben Studie über 12 Wochen vorgestellt worden waren, wurden jetzt Ergebnisse über 24 Wochen Therapie mit Sonelokimab, einem Nanobody, der IL-17A und IL-17F inhibiert, bei aktiver PsA vorgestellt. Es handelt sich um eine weltweite, randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie (NCT 05640245) mit verschiedenen Dosierungen Sonelokimab und Placebo oder Adalimumab 40 mg. Der primäre Endpunkt war ACR50-Ansprechen in Woche 12.

Die ACR50-Ansprechraten verbesserten sich von Woche 12 bis Woche 24 bei Patienten, die Sonelokimab erhalten hatten (60 mg: W24, 61 % von W12, 46%; 120 mg: W24, 58 % von W12, 47 %; (Abb. 3  auf acrabstracts.org [ACR50 in Woche 12 (primärer Endpunkt) und Woche 24 (Therapieende), Non-responder-Imputation  bei Patienten mit Psoriasis-Arthritis unter Therapie mit Sonelokimab, Adalimumab oder Placebo über 24 Wochen]). Bis Woche 24 war das ACR50-Ansprechen mit Sonelokimab 60 mg NI ähnlich wie bei anderen Sonelokimab-Dosierungsschemata (W24, 59% von W12, 37%). PASI 90 mit Sonelokimab wurde bis W24 aufrechterhalten oder verbessert. Eine positive Veränderung nach W12 wurde für höhere Hürdenendpunkte einschließlich ACR70 (60 mg: W24, 39 % von W12, 29 %; 120 mg: W24, 42 % von W12, 26 %; 60 mg NI: W24, 39 % von W12, 24 %) und MDA (Abb. 4 auf acrabstracts.org) erreicht. In ähnlicher Weise zeigten die klinisch relevanten kombinierten Ergebnisse ACR50 + PASI 100 (60 mg: 46 %; 120 mg: 52 %; 60 mg NI: 38 %) oder ACR70 + PASI 100 (60 mg: 35 %; 120 mg: 48 %; 60 mg NI: 31 %) bei W24 das gleichzeitige Erreichen von Endpunkten in verschiedenen Krankheitsbereichen (Abb. 5 auf acrabstracts.org). Patienten, die von Placebo umgestellt wurden, zeigten nach 12 Wochen Sonelokimab 120 mg NI (ACR20/50/70, 73/54/43 %; PASI 90, 83 %; MDA, 62 %) ein ähnliches oder höheres Ansprechen wie die Patienten, die bei Studienbeginn Sonelokimab 120 mg erhalten hatten. Schließlich verbesserten sich die von den Patienten berichteten Ergebnisse, einschließlich PsAID-12, mit allen Sonelokimab-Dosierungen bis W24 weiter. Sonelokimab wurde gut vertragen und es gab keine unerwarteten Sicherheitsergebnisse. Zusammengefasst verbesserten sich die Endpunkte über Woche 12 hinaus weiter unter der Therapie mit Sonelokimab bei Patienten mit aktiver PsA.

Globale Rekrutierungsmuster stehen im Zusammenhang mit Placebo-Ansprechraten in klinischen Studien zur Psoriasis-Arthritis

Kerschbaumer A et al, ACR 2024, Abstract 0772

Therapeutische Fortschritte haben zu erheblichen Veränderungen in der klinischen Praxis bei der Behandlung von Patienten mit Psoriasis-Arthritis (PsA) geführt. Die Entstehung biologischer, krankheitsmodifizierender Antirheumatika (DMARDs) hat randomisierte, kontrollierte Studien (RCT) zur Hauptstütze der Medikamentenentwicklung gemacht. In klinischen Studien zu rheumatoider Arthritis wurde ein signifikanter Anstieg der Placebo-Response-Raten beobachtet, und es ist unklar, ob dies auch für PsA-Studien gilt. Es wurde vermutet, dass sich ändernde Rekrutierungsmuster, insbesondere in geografischen Gebieten mit weniger wohlhabenden Gesundheitssystemen, sich auf die steigenden Placebo-Response-Raten auswirken.

Es wurden die Placebo-Arme aller verfügbaren Studien vorhandenen ACR-Response-Raten nach 12 Wochen, insgesamt 2389 Artikel, gesichtet. Davonwurden 154 detailliert bewertet und 51 erfüllten die Kriterien für die Analyse. Es wurde eine signifikante positive Assoziation zwischen den Placebo-Raten und dem Studienstartjahr gefunden (Schätzung: 0,92 ± 0,16; p < 0,001). Die Rekrutierungsgebiete haben sich von Nordamerika auf weltweit ausgeweitet, wobei neuere Studien zunehmend in weniger wohlhabenden Ländern durchgeführt wurden. Eine starke negative Assoziation zwischen dem gewichteten GNP pro Studie und den Placebo-Raten wurde identifiziert (Schätzung: –5,22 % ± 1,13 pro 10.000 Dollar; p < 0,001). Zusammengefasst steigen die Placebo-Raten im Laufe der Zeit parallel zu den geografischen Rekrutierungsmustern. Diese Daten unterstützen die Hypothese, dass geografische Änderungen in der Rekrutierung einen signifikanten Beitrag zu den höheren Placebo-Raten in neueren klinischen Studien leisten. Dies hat Implikationen für Sponsoren, Forscher, Patienten, Gesundheitsdienstleister und politische Akteure.

Handfunktion und Entwicklung von Psoriasis-Arthritis bei Patienten mit Haut-Psoriasis: eine prospektive Kohortenstudie

Coppers B et al, ACR 2024, Abstract 2335

Bei Patienten mit Haut-Psoriasis entwickelt sich in bis zu 42 % der Fälle eine muskuloskelettale Beteiligung. Die Diagnosestellung einer PsA ist jedoch schwierig, da frühere Studien gezeigt haben, dass die Handfunktion bei Patienten mit Haut-Psoriasis in ähnlicher Weise beeinträchtigt ist wie bei Patienten mit PsA. Ziel der hier vorgestellten Studie war es, das Risiko für die Entwicklung einer PsA anhand von klinischen Scores, Lebensqualitätsmessungenund Behinderungsindizes sowie der Handfunktion zu bewerten.

Hierfür wurden Daten aus zwei Studienkohorten gepoolt: Erwachsene mit dermatologisch diagnostizierter Haut-Psoriasis wurden in den Ambulanzen der Dermatologie und der Rheumatologie des Universitätsklinikums Erlangen rekrutiert. Die Handfunktion wurde zu Beginn der Studie mit Hilfe eines isometrischen Griffkrafttests (Dynamometer) und des feinmotorischen Moberg-Aufnahmetests bewertet. Die subjektive Handfunktion wurde mit dem Michigan Hand Questionnaire (MHQ), die Gesamtbehinderung mit dem Health Assessment Questionnaire (HAQ), die Lebensqualität mit dem Short-Form-36(SF-36)-Fragebogen und das Niveau der körperlichen Aktivität mit dem International Physical Activity Questionnaire (IPAQ) bewertet. Die Werte der klinischen Krankheitsaktivität wurden retrospektiv aus den Patientenakten entnommen. Die Kohorten wurden prospektiv bis zum Auftreten einer PsA oder bis zur letzten verfügbaren Beobachtung verfolgt. Für die statistische Analyse wurden das gesamte PsA-freie Überleben und die Kovariaten bewertet, indem die Ausgangscharakteristika derjenigen, die eine PsA entwickelten, mit denen derjenigen, die keine PsA entwickelten, verglichen wurden. Darüber hinaus wurden die Hazard Ratios (HR) von Handfunktionsmaßen auf das Risiko der PsA-Entwicklung bewertet.

Von den 117 Patienten entwickelten 27 innerhalb von 1–312 Wochen eine PsA. Unbereinigte Hazard Ratios zeigten signifikante Assoziationen für die Entwicklung von PsA für die folgenden Scores (HR, 95%-CI): höherer HAQ (2,05, 1,05 bis 4,00), Psoriatic Arthritis Impact of Disease (PSAID) (1,09, 1,00 bis 1,18), Maastricht Ankylosing Spondylitis Enthesitis (1, 22, 1,06 bis 1,40), Visual Analog Scale global (1,01, 1,00 bis 1,03), Anzahl der schmerzempfindlichen Gelenke (0,73, 0,24 bis 2,22), untere SF-36 Physical Component Scale (0,94, 0,91 bis 0,98) und MHQ total right-hand (0,97, 0,95 bis 1,00). Die HR für die Handfunktionsmaße, bereinigt um die Indizes für Behinderung/Lebensqualität, zeigte den größten Einfluss von PSAID und SF-36 PCS.

Insgesamt waren das allgemeine Wohlbefinden und der muskuloskelettale Status, der anhand des HAQ, des PSAID-Scores, der SF-36 Physical Component Scale, der Anzahl der schmerzhaften Gelenke/Enthesen und der Bewertung der globalen Krankheitsaktivität ermittelt wurde, mit der Entwicklung einer PsA assoziiert. Die Handfunktion zeigte ebenfalls einen Zusammenhang mit dem Risiko, eine PsA zu entwickeln, der nach Anpassung für die Gesamtfunktion und die Lebensqualität aufgehoben wurde, was darauf hindeutet, dass die Gesamtfunktion ein möglicher Prädiktor für das Risiko der Entwicklung einer Arthritis bei Patienten mit Haut-Psoriasis ist.

Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis zeigen eine anhaltende Verbesserung von Schmerz und Müdigkeit unter Therapie mit Bimekizumab: bis zu 2-Jahres-Ergebnisse aus zwei Phase-III-Studien

Mease P, et al, ACR 2024, Abstract 2368

Psoriasis-Arthritis beeinträchtigt die Lebensqualität der Patienten aufgrund von Funktionseinschränkungen, Schmerzen und Müdigkeit erheblich. Eine anhaltende Linderung von Schmerzen und Müdigkeit ist daher ein wichtiges Ziel der Behandlung von Patienten mit PsA. Bei Patienten, die mit Bimekizumab (BKZ), einem monoklonalen IgG1-Antikörper, der selektiv Interleukin(IL)-17A und -F hemmt, behandelt wurden, konnte bis zu 1 Jahr bereits eine Linderung von Müdigkeit und Schmerzen gezeigt werden. Aktuell wurde über diese beiden Komponenten über bis zu 2 Jahre aus den Phase-III-Studien BE OPTIMAL (NCT03895203) und BE COMPLETE (NCT03896581), getrennt nach Biologika-naiven und Biologika-erfahrenen Patienten berichtet.

Arthritisschmerzen wurden anhand der Visuellen Analogskala zur Patientenbewertung von Arthritisschmerzen bis Woche 104 in BE OPTIMAL und bis Woche 100 in BE COMPLETE bewertet. Die Müdigkeit wurde anhand der Unterskala Functional Assessment of Chronic Illness Therapy-Fatigue (FACIT-Fatigue) (0 [am schlimmsten] bis 52 [am besten]) bis Woche 104 in BE OPTIMAL und Woche 88 in BE COMPLETE bewertet. Die Daten werden als Beobachtungen und unter Verwendung von Non-Responder-Imputation (binär) oder multipler Imputation (kontinuierlich) berichtet.

Ergebnisse: 710/852 (83,3 %) und 322/400 (80,5 %) Patienten schlossen Woche 104/100 von BE OPTIMAL und BE COMPLETE ab. Die nach einem Jahr erreichten Schmerzverbesserungen hielten bei den randomisierten PBO/BKZ- und BKZ-Patienten bis zu zwei Jahre an. Ungefähr die Hälfte der Patienten in allen Behandlungsgruppen erreichte eine ≥ 50%ige Reduktion der Schmerz-VAS in Woche 104/100 (Abb. 6 auf acrabstracts.org: Veränderung von Schmerz-VAS und FACIT-Müdigkeit gegenüber dem Ausgangswert in Woche 16, Woche 52/40 und Woche 104/100/88 [MI, OC]). Auch die Verbesserungen bei der Müdigkeit hielten bei den PBO/BKZ- und BKZ-randomisierten Patienten bis zu 2 Jahren an (Abb. 7). Insgesamt führte die Langzeittherapie mit Bimekizumab bei sowohl Biologika-naiven als auch Biologika-erfahrenen Patienten zu einer langanhaltenden und eindeutigen Verbesserung von Schmerzen und Müdigkeit bei mehr als der Hälfte der Patienten.

Berichte über psychische Gesundheit und damit verbundene Störungen aus Studien mit Bimekizumab bei Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis und axialer Spondyloarthritis

Magrey M et al, ACR 2024, Abstract 2364

In dieser Untersuchung wurden Daten zur psychischen Gesundheit von Patienten mit axSpA und PsA aus Studien mit Bimekizumab (BKZ; monoklonaler Antikörper, der selektiv IL-17F zusätzlich zu IL-17A hemmt) vorgestellt. Alle Studien fielen zumindest teilweise mit der COVID-19-Pandemie zusammen; lokale Abriegelungsmaßnahmen/Gesundheitsprobleme hatten unterschiedliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Es wurden hierfür behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse (TEAEs) für gepoolte Phase-II/III-axSpA/PsA-Studienpopulationen berichtet (BE AGILE 1 & 2, BE MOBILE 1 & 2, BE MOVING, AS0013; BE ACTIVE 1 & 2, BE OPTIMAL, BE COMPLETE, BE VITAL). Ein unabhängiger neuropsychiatrischer Bewertungsausschuss bewertete potenzielle TEAEs im Zusammenhang mit Suizidgedanken und -verhalten (SIB), einschließlich abnormaler Werte auf der elektronischen Columbia-Suicide Severity Rating Scale (eC-SSRS) und dem Patient Health Questionnaire (PHQ)-9. Patienten mit aktiven Suizidgedanken oder PHQ-9 ≥ 15 wurden beim Screening ausgeschlossen. Der eC-SSRS-Fragebogen bewertete SIB mit zunehmendem Schweregrad; die Antworten wurden innerhalb der Phase-III-Studien zu axSpA/PsA bis Woche 16 (PBO-kontrollierter Zeitraum) gepoolt; berichtet wurde bis Woche 52 von BE OPTIMAL (aktiver, behandlungsblinder Zeitraum mit Referenzarm).

Es wurde über den Schweregrad der Depression bis zu 1 Jahr (yr) unter Verwendung des PHQ-9 (0–27; höhere Werte bedeuten eine stärkereDepression) berichtet. Die Daten wurden als beobachtete Fälle oder unter Verwendung einer multiplen Imputation berichtet.

In gepoolten Analysen betrug die expositionsbereinigte Inzidenzrate/100 PY (95%-CI) von festgestellten SIB-TEAEs 0,11 (0,02, 0,31) für axSpA; 0,05 (0,01, 0,18) für PsA. Die Raten für Angststörungen (axSpA 0,04 [0,00, 0,20]; PsA 0,03 [0,00, 0,14]) und depressive Störungen (axSpA 0,32 [0,15, 0,61]; PsA 0,41 [0,23, 0,66]) waren niedrig; es gab keine abgeschlossenen Suizide in den Studien.

Bis Woche 16 war der Anteil der BKZ-Patienten mit insgesamt und neu aufgetretenen positiven eC-SSRS-Antworten (auf eine beliebige Frage) gering und im Allgemeinen ähnlich wie bei PBO in den axSpA/PsA-Studien. Die meisten neu aufgetretenen Antworten betrafen Q1 (passive Suizidgedanken).

Die mittleren PHQ-9-Werte waren bei Studienbeginn niedrig (BL). Bis Woche 16 blieben die mittleren PHQ-9-Werte unter BKZ niedrig und waren im Allgemeinen niedriger als unter PBO. Die niedrigen mittleren PHQ-9-Werte blieben unter BKZ bis zu 1 Jahr erhalten und waren ähnlich wie in der Referenzgruppe in BE OPTIMAL. Die meisten Patienten hatten keine/kaum Depressionen (PHQ-9 0–4) bei BL, Woche 16 und Woche 52. Zusammengefasst waren in allen Studien zu BKZ bei Patienten mit axSpA und PsA die eC-SSRS- und PHQ-9-Scores niedrig und ähnlich wie bei PBO bis Woche 16. Die festgestellten SIB-, Angst- und Depressionsraten blieben trotz der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auch nach 1 Jahr niedrig.

Merkmale von Patienten mit Psoriasis-Arthritis, die eine axiale Beteiligung aufweisen: Ergebnisse einer prospektiven internationalen multizentrischen Studie (AXIS)

Torgutalp M et al, ACR 2024, Abstract 2334

Eine axiale Beteiligung (Iliosakralgelenke (SIJ) und/oder Wirbelsäule) ist eine klinisch relevante Manifestation der Psoriasis-Arthritis (PsA) und kann Behandlungsstrategien beeinflussen. Frühere Studien haben aufgrund unterschiedlicher Definitionen und Nachweismethoden eine große Bandbreite (25–70 %) der Prävalenz der axialen Beteiligung berichtet. Die AXIS-Kohorte (Axial Involvement in Psoriatic Arthritis), ein gemeinsames Projekt von ASAS und GRAPPA, hatte zum Ziel, die klinischen und bildgebenden Merkmale der Achsenbeteiligung bei Personen mit PsA systematisch zu untersuchen.

Hierfür wurde eine prospektive, multizentrische, multinationale Querschnittsstudie in 19 Ländern weltweit durchgeführt. Patienten mit PsA, die die Klassifizierungskriterien für Psoriasis-Arthritis (CASPAR) erfüllten, seit ≤ 10 Jahren an muskuloskelettalen Symptomen litten und noch keine biologischen oder zielgerichteten synthetischen krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (b/tsDMARDs) erhalten hatten, wurden standardisiert klinisch untersucht und es wurden ein Röntgenbild und MRT der Iliosakralgelenke und der Wirbelsäule gemacht. Die Bildgebung wurde lokal und zentral auf das Vorhandensein einer axialen Beteiligung ausgewertet.

Es wurden 409 Patienten mit PsA eingeschlossenen. Von diesen wurde nach Erstbeurteilung durch die lokalen Prüfer bei 153 Patienten (37,4 %) eine wahrscheinliche Achsenbeteiligung festgestellt. Diese Zahl verringerte sich auf 112 Patienten (27,4 %) nach der abschließenden Bewertung durch zentrale Experten, die auch die Bildgebung beurteilten. Von den 112 Patienten waren diejenigen mit axialer Beteiligung etwas jünger (durchschnittlich 45,2 vs. 47,6 Jahre), häufiger männlich (56,3 % vs. 51,5 %) und wiesen häufiger HLA-B27 (22,4 % vs. 10,8 %), entzündliche Rückenschmerzen (IBP) (74,7 % vs. 43,4 %) und erhöhte Werte des C-reaktiven Proteins (CRP) (52,7 % vs. 37,4 %) auf (Tab. 5).

Aktive entzündliche und strukturelle Veränderungen in der Bildgebung unterschieden eindeutig zwischen Patienten mit und ohne Achsenbeteiligung (Tab. 6). Bei der zentralen Auswertung der Bildgebung wurden bei 95 von 409 Patienten (23,2 %) Befunde festgestellt, die auf eine Achsenbeteiligung hinwiesen. Von den 112 Patienten, die als Patienten mit Achsenbeteiligung klassifiziert wurden, wiesen 66 (58,9 %) bei der zentralen Überprüfung in mindestens einem bildgebenden Verfahren Befunde auf, die auf eine Achsenbeteiligung hinwiesen. Im Gegensatz dazu wiesen nur 29 Patienten (9,8 %) ohne axiale Beteiligung positive bildgebende Befunde bei der zentralen Untersuchung auf. Zusammengefasst wurde nach der abschließenden Beurteilung durch die lokalen Untersucher bei 27,4 % der Patienten mit PsA eine Achsenbeteiligung festgestellt. Das Vorhandensein von IBP, HLA-B27-Positivität, höheren CRP-Werten und das Vorhandensein aktiver entzündlicher und struktureller Veränderungen in den Iliosakralgelenken und der Wirbelsäule wurden mit einer Achsenbeteiligung bei PsA-Patienten in Verbindung gebracht.